VON VISIONEN
und gemeinsamen Vorstellungen
Dieses Zitat von Helmut Schmidt löst bei vielen immer wieder ein Schmunzeln aus. Die wenigsten aber wissen, dass dieses Zitat in einem bestimmten Kontext – einem ‚Spiegel‘ Interview zum Bundestagswahlkampf 1980 – geäußert wurde. Als erfahrener Politstratege war sich unser Altbundeskanzler durchaus bewusst, welche Kraft die gemeinsame Vorstellung über ein zu erreichendes Ziel auf eine Institution, Organisation, Unternehmen oder auch Team haben kann.
Vielen Menschen, das merke ich in meinen Coaching Prozessen immer wieder, ist das Wort Vision zu groß, zu abstrakt und auch etwas zu ausgelutscht. Es wird dann eher negativ als ‚Hirngespinst‘ oder ‚zu wenig konkret‘ wahrgenommen und bewertet. Deshalb schlage ich meinen Klienten vor, eher das Wort ‚Vorstellung‘ als das Wort ‚Vision‘ zu nutzen, wenn sie sich mit dem Thema beschäftigen, wie Sie für Ihr Unternehmen oder Ihr Team ein ‚Bild von der Zukunft‘ entwickeln.
Dabei verstehen meine Klienten zu Recht, dass die Definition und Verankerung einer gemeinsamen Vorstellung über z.B. ein zukünftiges Geschäftsmodell oder z.B. die Auswirkung von Digitalisierung auf das Unternehmen oder z.B. die Einführung agiler Arbeitsweisen im Unternehmen zentrale Führungsaufgaben sind.
Wenn man sich der Begrifflichkeit der ‚Vorstellung‘ statt der ‚Vision‘ anschließt, wird auch deutlicher, dass es nicht nur alle fünf Jahre bei der Revision der Strategie einer Überprüfung der Vision bedarf. Jede Führungskraft – und das gilt für alle Hierarchieebenen – ist ständig gefordert, eine Vorstellung für die Arbeit und Wertschöpfung in Ihrem Bereich zu entwickeln, und zwar laufend.
Insbesondere, wenn es zu Veränderungen kommt, muss von Neuem eine Vorstellung entwickelt und eine gemeinschaftliche Vorstellung vereinbart werden. Ein Beispiel, wo dies vielen Führungskräften nicht oder nicht ausreichend gut gelungen ist, ist der plötzliche Wechsel von der Präsenzführung in die Führung virtueller Teams während des Corona Lockdowns.
Virtuelle Führung folgt anderen Gesetzen als die Führung in Präsenz. Die Beziehungs-gestaltung in virtuellen Räumen ist eine andere. Konflikte sind schwerer zu erkennen und zu lösen. Insgesamt spielt das gegenseitige Vertrauen eine viel größere Rolle. Dies sind nur einige Aspekte, die dabei zu beachten sind. Entscheidend ist zunächst einmal das Bewusstsein, dass eine derartige Veränderung der Entwicklung einer neuen Vorstellung bedarf, nämlich in diesem Fall zu der Frage: wie wollen wir zusammenarbeiten?
Auf die Frage, wie man denn nun eine Vorstellung am besten entwickelt, empfehle ich meinen Klienten immer, auf das Wissen und die Erfahrung ihres Teams zurückzugreifen. Dabei werden die Ideen und Wünsche der Team-Mitglieder für die Entwicklung der Vorstellung miteinbezogen. Der Vorteil eines solchen partizipativen Prozesses ist es, dass die gemeinschaftliche Ausrichtung an der entwickelten Vorstellung ganz automatisch geschieht. Ich habe selbst vielfach erfahren, wieviel vermeidbare Konflikte dadurch entstehen, dass Betroffene meinen, sie hätten eine gleiche Vorstellung zu einem Thema und dann feststellen, dass das nicht so ist. Deshalb ist es so wichtig, nicht nur eine Vorstellung zu entwickeln, sondern auch ein gemeinschaftlich einheitliches Bild zu schaffen.
Ein sehr gutes Tool, um eine gemeinsame Vorstellung zu entwickeln und zu vereinbaren, ist die Lego® Serious Play® Methode. Hier wird die gemeinsame Vorstellung als metaphorisches Abbild von allen Team-Mitgliedern gemeinsam gebaut. Die Vorstellung wird über das haptische 3D-Modell aus Lego® Steinen viel tiefer im Bewusstsein der Beteiligten verankert als wenn man rein verbal das Thema kommunizieren würde.
Ganz wichtig: Eine kraftvolle gemeinschaftliche Vorstellung wird nicht im Elfenbeinturm entwickelt, sondern unter Einbezug des Teams und unterschiedlicher Stakeholder.
Als Coach mache ich die Beobachtung, dass aktuell viele meiner Klienten Antworten auf ähnliche Fragen suchen. Diese Themen haben mich zu einer kleinen Serie von Blogposts inspiriert.
Weitere Themen folgen.
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